Memphis:
Memphis ist die größte Stadt in Tennessee und liegt am „Old Man River“ dem Mississippi. Die Stadt hat ca. 650.000 Einwohner und wurde gegen 1682 mit einem alten Fort gegründet.
Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt durch die Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King, der hier am 4. April 1968 erschossen wurde.
Heute zieht es Millionen Besucher hierher. Zum einen ist es die Hauptstadt des Blues, zum Andern liegt hier um die Ecke „Graceland“ – der Ort an dem Elvis lebte und auch hier begraben ist.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören neben Graceland auch die Live-Musik-Strasse „Beale Street“ in der das Musikleben Amerikas stattfindet sowie die legendären Peabody Enten, die jeden Tag in einem Hotel zum Baden watscheln. Hier befinden sich auch das Sun Studio. Viele Weltstars der Musikgeschichte nahmen hier ihre größten Hits auf. Einige von ihnen sind:
Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Johnny Cash, Roy Orbison, B.B.King und viele mehr.
Es ist früh am Nachmittag und wir wollen die Stadt wieder einmal zu Fuß erkunden. Da uns noch einige Dinge fehlen, wollen wir auch noch einkaufen. Von unserem Motel sind es ca. 3 Kilometer an den Mississippi. Unterwegs kommen wir am legendären „Sun-Studio“ vorbei das heute ein Museum ist. Für mich eher eine alte halbverfallene Hütte in dem massenhaft Touristen in Bussen für viel Geld wie bei einem Viehtrieb durch den kleinen Studioraum gepresst werden.
Wir gehen weiter durch die berühmte Partymeile „Beale Street“ in Richtung Mississippi.
Auch hier, wie in Nashville, dröhnt aus den unzähligen Musik-Kneipen Musik.
Einige Zeit später erreichen wir den „Old Man River“. Wir erreichen den Mississippi.
Der Mississippi River ist ein 3778 Kilometer langer Strom der auf seinem Weg nahezu das gesamte Staatsgebiet der USA von Nord nach Süd durchquert.
Mit seinem Nebenfluss, dem Missouri, bildet er mit seinen über 6000 Kilometern eines der längsten Fluss-Systeme unseres Planeten.
Hier entstanden sie also, die Geschichten und Mythen der alten Zeit. Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckelberry Finn. Hier irgendwo stand Onkel Tom’s Hütte.
Für uns aus dem kleinen Deutschland ein unglaublich riesiger Strom. Unsere großen Flüsse wie Rhein, Main oder Donau wirken dagegen eher wie große Bachläufe.
Hier in den USA ist eben alles etwas größer.
Nach dem Schlendern am Ufer des Old Man Rivers geht es zum Einkaufen – natürlich in einen Walmart.
Auch nach vielen Reisen in die USA und auch nach unzähligen Einkäufen in einem Walmart ist es immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis.
Das Warenangebot ist für Erstbesucher aus Deutschland nicht zu überschauen. Auch die Packungsgrößen sind teilweise für uns völlig unverständlich. Wenn man aber hier auf dem Land wohnt – und auf dem Land bedeutet hier das man schon mal 400 Km vom nächsten Walmart entfernt ist – kauft man nicht nur einen Liter Milch oder ein Stück Butter.
Auf zum Shoppen…….
Das ist einer von 3 Gängen für Cornflakes – in 1000 Sorten
Das wäre dann einer von 3 Gängen für Kekse.
Getränke wie Orangensaft und Co gibt es hier auch – kleinste Verpackungsgröße sind 4,75 Liter.
Natürlich gibt es auch 3 Gänge mit Chips in ca. 1000 Sorten und Geschmacksrichtungen.
Um einen Vergleich zu den Verpackungsgrößen zu haben, habe ich auf folgenden Bildern immer eine 1 Euro Münze neben die Verpackung gelegt.
Hin und wieder muss man die Münze erst suchen.
Hier für ein paar Schokoriegel.
Hier für die kleinen Verpackungen von Hackfleisch (ca. 5 Kg), einem kleinen Steak (2,29lbs = 1,039Kg), etwas Zucker (4,5Kg) und einer Minipizza (1,2Kg)
Ich komme aus einem, global gesehen, eher winzigem Land das die Strohhalme verbietet um die Welt zu retten.
In anderen riesigen Ländern werde dafür die Kartoffeln einzeln in Plastikfolie eingeschweißt.
Ich könnte die Seite noch mit Hunderten von Beispielen füllen aber ich denke das reicht. Denn unser nächster Termin wartet auf uns.
Es geht weiter zum berühmten „Enten“ Hotel Peabody.
In diesem Hotel wohnen ein paar Enten auf dem Dach. Jeden morgen um 11:00 Uhr fahren die Enten selbständig nach unten in die Lobby um ein Bad im Springbrunnen zu nehmen. Um 17:00 Uhr fahren sie dann wieder im Aufzug selbständig nach oben zum Schlafen. Es ist halb 5 und wir wollen uns dieses Schauspiel nicht entgehen lassen.
Kurz vor 5 betreten wir das edle Hotel.
Es ist eine Minute vor 5. Alle Zuschauer warten still und geduldig auf das Schauspiel.
Plötzlich zerreißt eine laute Sirene die Stille. Feueralarm. 1 Sekunde passiert nichts. Die zweite auch nicht.
Dann bricht Chaos aus. Eine Angestellte rennt wild um sich fuchtelnd auf mich zu.
RAUS RAUS RAUS – RAUS AUS DEM HOTEL – EVAKUIERUNG.
Brandgeruch macht sich breit. Es riecht nach verbranntem Kunststoff. Einige Gäste kommen nur mit einem Bademantel bekleidet die Nottreppen heruntergestürzt.
Alle drängen nach draußen und wir wieder Mal mitten drin.
Wild fuchtelnd und hysterisch schreiend drückt uns die Angestellte nach draußen. Draußen angekommen beträgt die Sichtweite ca 20 Meter. Alles ist in weißgelbem Qualm verhüllt.
Das Atmen fällt schwer und starker Hustenreiz macht sich breit. Die Angestellten schreien weiter.
WEG VOM HOTEL – WEG VOM HOTEL – MACHT PLATZ FÜR DIE FEUERWEHR.
Ca. 30 Sekunden später schießt der erste Monster-Feuerwehrtruck an uns vorbei. Es folgen 2 nein 3 – 4 – 5 – 6 riesige Feuerwehrtrucks.
Eine Minute später sind die Drehleitern ausgefahren und weitere Feuerwehrtrucks treffen ein.
Der Verkehr in der riesigen Stadt kommt zum Erliegen.
Ich stehe draußen vor der Türe und muss an die armen Enten denken. Ich überlege ob ich mich mit der Kamera als Reporter verkleidet an den Feuerwehrleuten vorbei ins Hotel schleiche um mir eine der nun gebratenen Enten zu holen.
Schnell verwerfe ich den Plan da ich im Moment nicht weiß wo ich Reis und süß-sauer Soße herbekommen soll.
Eine halbe Stunde später ist der Spuk vorbei. Es hat nicht im Hotel selbst gebrannt, sondern in einem Anbau.
Auch den Enten ist nichts passiert – trotzdem habe ich auf einmal Hunger.
Wir dürfen ins Hotel zurück und dürfen dem kurzen Entengewatschel noch beiwohnen.
Danach bestellen wir uns wieder ein UBER Taxi und werden zum Hotel gebracht.
Wir gehen ins Bett und freuen uns auf den nächsten Tag – Es geht nach Graceland zu Elvis.
Nach einem guten Motel Kaffee geht es los. Heute werden wir viel über Elvis erfahren und viel über den Kapitalismus in Amerika in seiner reinsten Form.
Als wir am Besucherzentrum ankommen dürfen wir gleich 10$ Gebühr zum Parken auf deren Parkplatz entrichten.
Es geht weiter zum Eingang – nein nicht nach Graceland sondern zum Besucherzentrum. Hier kann man dann die Eintrittskarten kaufen.
Hier hat man die Qual der Wahl. Nur das Haus – Das Haus mit den Flugzeugen – Das Haus mit den Flugzeugen und der Autoausstellung – oder das Haus mit den Flugzeugen,
den Autos und der Ausstellung seiner Bühnenanzüge.
Für das Gesamtpaket zahlt man dann 350$. Wir entscheiden uns für das Haus und die Flugzeuge und zahlen 100$
Dafür darf man dann ca. 2 Stunden in einer Schlange stehen die zu den Bussen führt die nach Graceland fahren.
Um die Zeit zu überbrücken kann man auch vorher den Privatjet von Elvis besichtigen – das tun wir natürlich.
Nach ca. 2 Stunden steht man dann noch mal eine Stunde in einer Schlange um wirklich in den Bus einsteigen zu können. Hier bekommt man dann auch seinen deutschen Audio Guide.
Jetzt sind wir dran – der Bus fährt los. Die Fahrt führt ca. 100 Meter über den Parkplatz zur Auffahrt von Graceland. 50 Meter weiter und wir sind da und dürfen aussteigen und uns in einer Schlange anstellen um ins Haus zu kommen.
Wir schalten die Audio Guides ein – einer ist leer und gibt keinen Ton von sich. Ich laufe zu einer Mitarbeiterin und erkläre ihr mit meinem perfekten Englisch „Sorry des Ding dud nix“.
Aber das scheint hier normal zu sein. Gemächlich testet sie alle 10 Geräte die sie um den Hals hat um eins zu finden das funktioniert. Dann können wir ins Haus.
Wider Erwarten ist es nicht wie in einem Viehtrieb. Wir haben viel Zeit und sind teilweise alleine im Haus unterwegs. Die oberen Stockwerke können wir nicht besuchen.
Diese Zimmer sind Privatzimmer in denen Lisa Marie und Familie heute noch wohnen wenn sie in Memphis sind. Gesehen haben wir sie nicht.
Wir erfahren viel über das Leben von Elvis.
Einem Kind aus ärmlichsten Verhältnissen das in einer Bretterbude ohne Wasser, Strom oder sanitären Anlagen aufwachsen musste.
Einem Kind das seinen Eltern versprochen hatte dass wenn er groß ist ihnen ein besseres Leben ermöglichen würde.
Wie wir heute alle wissen hat er dieses Versprechen gehalten als er seine Eltern nach Graceland geholt hatte.
Schon die Auffahrt und der Eingang ist imposant.
Wir dürfen rein und schlendern durch das Haus.
In dem Esszimmer oben isst die Familie heute noch wenn sie in Graceland sind.
Die Küche hatte damals schon alles was es auf dem Markt gab bzw. alles was man für viel Geld kaufen konnte.
Dann geht es in den Keller. Der Gang ist komplett mit Spiegeln verkleidet.
Unten befindet sich dann die Bar mit Kino, Stereoanlage, Tv und allen technischen Spielereien die man damals ebenfalls für viel Geld erwerben konnte.
Nach dem Rundgang durch das Haus geht es in den Garten und die Außenanlagen.
Auch heute noch reitet die Familie auf ihrem Anwesen wenn sie in Graceland ist.
Hier im Außenbereich liegt Elvis im Kreise seiner Familie begraben.
Hier am Ende des Rundgangs wird man nachdenklich. Er mag der King des Rock’n Roll gewesen sein.
Er mag einen unglaublichen Aufstieg in den Reichtum gehabt haben. Er mag ein unglaubliches einzigartiges Talent gewesen sein.
Aber am Ende hat ihm weder der Reichtum noch die Berühmtheit etwas genutzt. Hier wird einem wieder einmal mehr klar dass unsere Zeit begrenzt ist.
Das wir nur einmal Leben und dass wir aus unserem Leben, solange wie es dauern mag, immer das Beste machen sollten.
Nach einem sehr beeindruckendem Erlebnis hier bei Elvis Presley geht es zurück zum Motel.
Wir wollen uns noch etwas ausruhen bevor wir uns heute Nacht in das gefährliche Nachtleben von Memphis stürzen.
Fazit des Tages – die 110$ die jeder von uns für „Elvis“ ausgegeben hat, haben sich gelohnt.
Es ist bereits dunkel und wir wollen los. Wieder bestelle ich über die UBER App einen Fahrer. Die Karte in der App zeigt mir dass ein Fahrer gerade an mir vorbei fährt. Der Fahrer bestätigt meine Anfrage und dreht auf der Hauptstraße. Es ist Kurt. Kurt fährt einen riesigen schwarzen Monster-Pick-Up-Truck.
Wir werden also heute in das Nachtleben mit einem Monstertruck chauffiert.
Nach dem Einsteigen frage ich Kurt ob er weiß dass er einen deutschen Vornamen hat.
Keine Reaktion.
Kurt ist taubstumm – so wird die heutige Konversation mit den netten Fahrern entfallen. Irgendwie bin ich auch froh das er nicht noch blind ist.
Sicher und schnell steuert Kurt den Truck durch den lebhaften Verkehr. Kurze Zeit später sind wir da. Wir sind in der Beal Street – In der Amüsiermeile von Memphis.
Hier ist Party angesagt. Aus jeder Musik Bar klingt gepflegte Musik auf die Straße. Alle die hier auf und ab „flanieren“ sind perfekt durchgestylt. Hin und wieder ist das aber dann doch Geschmacksache. Alle Leute sind voll gut drauf.
Alle feiern eine große Straßenparty. Es gibt keine Besoffenen, keine die pöbeln, keine die betteln. Alles ist sehr sauber.
Die Polizei ist hier immer mit einem Großaufgebot zur Stelle. Schon am Eingang zur Beal Street werden wir kontrolliert wie an einem Flughafen.
Obwohl wir fast die einzigen „Weißen“ hier sind fühle ich mich völlig sicher. Viel sicherer als am helllichten Tage in Frankfurt im Bahnhofsviertel.
Wir stürzen uns in die Party.
Natürlich gibt es auch überall eine Kleinigkeit zu essen.
Wer möchte kann sich auch wie Cinderella in einer der bunten LED Kutschen durch die Straßen fahren lassen.
Es ist warm, sehr warm. Wir haben 22:00 Uhr und ich denke wir haben immer noch 27 Grad. Es ist auch sehr feucht. Es ist fast wie in Thailand.
Die Südstaaten der USA liegen geografisch auf der Höhe von Indien oder Thailand. Dementsprechend ist auch das Klima hier im Frühling / Sommer.
Wir schlendern die Partymeile auf und ab. Trinken ein riesiges Bier und lassen uns im Strom der Partygänger treiben.
Hier haben wir dann auch „unsere“ lustige Girl-Gang mit und um Antwanae kennengelernt.
Da sie hier auf der Partymeile ihren Geburtstag gefeiert hat, wollte sie ein paar Fotos zur Erinnerung mit dem Handy machen.
Leider funktioniert das bei Dunkelheit nur bedingt. Als sie meine große Nikon gesehen hatte, hatte sie mich gefragt ob ich ein paar Bilder von der lustigen Truppe machen würde.
Klar!
Wir haben dann noch eine Weile gequatscht und sie haben uns unzählige Insidertipps gegeben – wo man hier am Besten isst, wo es das günstigste Bier gibt und und und.
Wir tauschten Adressen aus und so habe ich ihr am nächsten Tag alle Bilder geschickt.
Am späten Abend müssen wir leider zurück ins Hotel.
Fazit des Tages: Memphis ist eine geniale Stadt. Alles ist sauber und gepflegt. Die Beal-Street ist einer der schönsten und gepflegtesten Party Meilen die ich bis jetzt gesehen habe.
Mit einem UBER Taxi fahren wir nach Hause und gehen ins Bett.
Nach dem Ausflug in diese Welt der Musik geht es weiter. Es geht in ein kleines für uns meist völlig unbekanntes Nest irgendwo im nirgendwo.
Ein kleiner eher unscheinbarer Ort irgendwo auf diesem riesigen amerikanischen Kontinent.
In der amerikanischen Geschichte jedoch wurde an diesem Ort einer der Entscheidungsschlachten im amerikanischen Bürgerkrieg geschlagen. Es geht nach Vicksburg.
Vicksburg:
Vicksburg liegt an der westlichen Grenze des Bundesstaates Mississippi und am gleichnamigen Fluss.
Die Stadt hat heute ca. 26.000 Einwohner und wurde 1811 gegründet.
Der Mississippi war damals die größte Lebensader des gesamten mittleren Westens. Hier bei Vicksburg gab es damals schon großen Handel da hier auch die einzige Bahnstrecke über den Mississippi verlief.
Die meisten Kriegsgüter nahmen hier ihren Weg ins Kriegsgebiet.
Hier tobte eine der kriegsentscheidenden Schlachten im amerikanischen Bürgerkrieg. Am 4 Juli 1863 gelang es den Unionstruppen der Nordstaaten die Stadt und somit den wichtigsten Nachschubweg der Südstaatenarmee einzunehmen. Der Nachschub für die Truppen der Südstaaten riss ab und kurze Zeit später kapitulierten sie. Mit diesem Sieg wurde einer der Grundsteine für die Freiheit der Sklaven gelegt.
Hier liegt der Vicksburg National Military Park, der als Andenken an die unzähligen Opfer des Bürgerkrieges errichtet wurde.
Nach dem obligatorischen Kaffee geht es los. Kurz nach Verlassen der Stadt nimmt der Verkehr ab. Wir sind fast wieder alleine unterwegs. Die Landschaft hat sich sehr geändert.
Von den undurchdringlichen Wäldern ist nichts mehr zu sehen. Die Wälder sind großen landwirtschaftlichen Flächen gewichen.
Wir verlassen den Bundesstaat Mississippi, durchqueren Arkansas und erreichen den Bundesstaat Louisiana.
Wir fahren Hunderte von Kilometer vorbei an unendlich scheinenden Soja-, Mais-, und Baumwollfeldern. Stundenlang ist keine Menschenseele zu sehen. Die wieder schnurgerade Straße verschwindet immer wieder im endlosen und blauen Horizont.
Nach dem Durchqueren dieser weiten Ebene erreichen wir Vicksburg.
Bei der Fahrt über den Mississippi stelle ich auch fest das auch die kleinen Transportschiffe etwas größer sind als die bei uns.
Am frühen Nachmittag sind wir am Motel und checken ein. Heute steht noch eine Rundfahrt über den 16 Meilen langen Rundweg des historischen Military Park an.
Hier fand sie also statt. Eine der großen Entscheidungsschlachten des amerikanischen Bürgerkriegs. Hier standen sich teilweise Freunde und Familienmitglieder gegenüber um sich zu töten. Hier starben so viele Menschen wie in keinem anderen Krieg auf dem amerikanischen Kontinent. In diesen Hügeln in denen sich die Nord- und Südstaaten gegenüberstanden fiel in einer blutigen Schlacht die Entscheidung zugunsten der Nordstaaten.
Hier in den Hügeln, in denen Tausende von Grabsteinen stehen, kann man nur erahnen was für ein grausames Gemetzel hier stattgefunden hat.
Nach der Rundtour besuchen wir noch das Museum des Kanonenbootes Cairo.
Die Cairo wurde damals hier versenkt und ca. 100 Jahre später entdeckt und geborgen.
Als der Park schließt verlassen wir das Gelände in Richtung Motel. Gerade noch rechtzeitig kommen wir im Zimmer an bevor es zu regnen beginnt. Dass wir dann eine sehr unruhige Nacht haben werden wussten wir hier noch nicht.
Es ist 2:30 Uhr mitten in der Nacht. Irgendetwas hat mich geweckt. Irgend etwas wie ein Kannonenschuß.
Ich sitze senkrecht im Bett und lausche in die Stille. Nichts. Nur ein leichtes Summen der Klimaanlage. Ich habe wohl zu lange auf dem Schlachtfeld des Krieges verbracht und zu viele Kanonen gesehen. Ich lege mich wieder hin.
Dann der nächste Schlag.
Ein ohrenbetäubender Schlag lässt das ganze Bett – nein das ganze Motel zittern. Jetzt stehe ich im Bett und schieße zum Fenster.
Mein Smartphone blitzt und vibriert auf dem Schreibtisch im Sekundentakt. Im Vorbeigehen schnappe ich mir das Handy und stehe am Fenster. Alles ist pechschwarz. Die Sichtweite beträgt keine 20 Meter. Es regnet, nein es schüttet wie aus Eimern. Der schwach beleuchtete Motel Vorplatz steht einige Zentimeter unter Wasser. Die App, die ich mir zur Unwetterwarnungen in Nordamerika heruntergeladen habe, schickt mir weiterhin Warnmeldungen im Sekundentakt auf das Handy.
Warnungen vor Starkregen – Warnungen vor Überschwemmungen – Warnungen vor Sturzfluten – Warnungen vor schweren Gewittern – Warnungen vor starken Windböen und schließlich
TORNADOWARNUNG
für den Großraum Vicksburg.
Ich stehe immer noch am Fenster und sehe nach draußen. Riesige Blitze zeichnen ihre bizarren glühenden blau-weißen Linien in den Himmel. Überall in der Umgebung sieht man Blitze einschlagen. Ein Einschlag geht immer sofort einher mit einem unglaublichen Donnerschlag. Wir sind also im Zentrum des Gewitters. Ich öffne die App und sehe das Satellitenbild des Gewitters. Hier in der schwülheißen Luft schickt uns der nahegelegene Golf von Mexiko eine riesige Gewitterzelle. Die Gewitterzelle ist so groß dass sie die meissten Bundesstaaten im Süden der USA bedeckt. Ein Gebiet größer als Deutschland. Heftige Windböen drücken die dünnen Bäume fast komplett zu Boden. Jetzt ist der Himmel im Sekundentakt mit grellen Blitzen überzogen. Es kracht und scheppert. Bei jedem Donner zittert das Motel.
Nach einer Stunde zieht das Gewitter langsam weiter in Richtung Norden. Es schüttet immer noch wie aus Eimern.
Nachdem sich das Wetter etwas beruhigt hat versuche ich noch etwas zu schlafen.
Kurz nach dem Wachwerden geht mein Blick wieder zum Fenster. Es schüttet. Im Regen müssen wir das Auto laden und es geht weiter. Eigentlich war geplant direkt am Mississippi entlang Richtung New Orleans zu fahren. Aufgrund der Wetterlage, mit den vielen Überschwemmungen, beschließe ich dann doch etwas weiter im Inland in den Süden zu fahren.
Die ersten drei Stunden schüttet es immer noch wie aus Eimern. Die Sichtweite durch die aufgewirbelte Gischt der Fahrzeuge beträgt 20 Meter. Langsam geht es weiter. Nach 3 Stunden sind wir unter der Gewitterzelle durch – es hellt sich auf.
Jetzt sehen wir auch wieder etwas von der Landschaft um uns herum. Wir fahren hoch oben auf einer Autobahn die auf großen Betonpfeilern durch die Sümpfe Louisianas führen. Hunderte von Kilometern. Rechts und links befinden sich riesige Wasserflächen und ein Sumpfgebiet mit uralten Zypressen die im Wasser stehen. Dann geht der Highway wieder nach unten. Wir sind kurz vor New Orleans, überqueren den Mississippi und verlassen die Autobahn.
Wir sind nun eindeutig in den Südstaaten angekommen. Wir fahren an alten Herrenhäusern und Plantagen vorbei. Das was wir aus Film und Fernsehen kennen ist hier Realität.
An jeder Ecke könnte Scarlett O’Hara aus „Vom Winde verweht“ um die Ecke kommen. Ihre Plantage „Tara“ könnte hier überall liegen.
Wir erreichen unser Motel im berühmten „French Quarter“ in New Orleans. Wir erreichen den Geburtsort des Jazz.
Das Gebiet der Stadt gehörte bis 1763 zu Spanien. Danach wurde es Frankreich zugesprochen. 1803 verkaufte Napoleon die gesamte Kolonie für 15 Mio. US Dollar an die Vereinigten Staaten von Amerika. Durch die Lage am Mississippi Delta stieg die Stadt schnell zum Zentrum des Südens auf.
Da New Orleans im Bürgerkrieg kampflos eingenommen wurde ist der alte Stadtkern, der heute als French Quarter bekannt ist, fast vollständig erhalten. Hier spürt man noch das pulsierende Herz des Südens. Die größte Stadt im Bundesstaat Louisiana ist durch den großen Hafen ein bedeutendes Industriezentrum mit knapp 400.000 Einwohnern. Bekannt für die kreolische Küche und die historische Altstadt. Da New Orleans als Wiege des Jazz gilt, gibt es hier auch unzählige Clubs und Kneipen mit Lifemusik.
Berühmteste Persönlichkeiten der Stadt sind wohl Louis Armstrong, Fats Domino und Mahalia Jackson.
2005 wurde die Stadt von Hurrikan Katrina, einem der stärksten Hurrikans die je gemessen wurden, hart getroffen. Die damit verbundene Flutkatastrophe sorgte für eine fast vollständige Verwüstung der Stadt.
Strassenbahnen gehören auch zum Flair von New Orleans. Am bekanntesten ist die Linie St. Charles mit ihren grünen Wagen, die seit 1893 New Orleans mit der Vorstadt Carrollton verbindet. Entlang der Strecke durch die St. Charles Avenue kann man im Stadtteil Garden District zahlreiche herrschaftliche Villen aus dem 19. Jahrhundert bewundern
Eine weitere Strecke ist die Riverfront-Linie, auch bekannt als „Ladies in Red“. Sie läuft parallel zum Fluss von der Canal Street ins French Quarter.
Es ist später Nachmittag, sonnig und wir haben 30 Grad. Wir beschließen noch etwas hier im French Quarter durch die Blocks zu ziehen. Hier sind wir nun im letzten Jahrhundert angekommen. Hier fühlt man sich in die goldenen Zeiten der Südstaaten Amerikas zurückversetzt. Prächtig geschmückte Herrenhäuser stehen links und rechts in den engen Gassen.
Die Dämmerung setzt ein und wir schlendern durch die bekannte Bourbon Street zurück zum Hotel.
Einige Dekorationen sind aber dann doch eher sehr fragwürdig.
Wir sind zurück im Hotel und gehen ins Bett.
Nachtrag zum French Quarter bzw. zu der berühmten Bourbon Street
Hier in Amerika ist alles großartig, wundervoll, unglaublich, das Beste und Schönste, beeindruckend, unglaublich usw. Negative Dinge werden hier nicht ausgesprochen.
Man will sie auch nicht hören denn sie passen nicht in das großartigste Land der Erde. Kritik an irgendetwas in Amerika ist unhöflich und unangebracht.
Deshalb werde ich versuchen so vorsichtig wie möglich das French Quarter und die Bourbon Street zu beschreiben.
Die Bourbon Street ist eine Ausgehmeile im French Quarter in New Orleans. Einige Häuser sind hübsch restauriert und geschmückt. Der Großteil macht eher einen suboptimalen Eindruck.
An der Bausubstanz die vor über 200 Jahren erzeugt wurde, wurde nie etwas verbessert oder geändert. Die Bourbon Street besteht überwiegend aus kleinen Restaurants die zum Frönen des Alkoholgenusses einladen. Das ganze Viertel ist mit einem hohen Maße an Wohnungssuchenden versehen. Dass diese Wohnungssuchenden auch noch Arbeitssuchende sind kann ich mir nicht vorstellen. Viele von ihnen frönen dem Alkohol bis zur Bewusstlosigkeit oder wenigstens bis zum Verlust der Muttersprache. Einige ruhen sich dann schlafend in Hauseingängen aus. Andere gehen aggressiv und lautstark durch die Straßen um Passanten um etwas Alkohol zu bitten. In den Straßen liegt ein schwerer Duft nach den Hinterlassenschaften dieser in hoher Anzahl vertretenen Mitbürger. Was rein ging muss irgendwann wieder raus – sei es nach oben oder unten. Das Erscheinungsbild der Begleitpersonen der Türen an den Gaststätten lässt darauf schließen dass sie weder ein Waschbecken noch eine Waschmaschine zuhause haben. Durch das Frönen des Alkohols können sich einige Kutschfahrer kaum auf dem Kutschbock halten. Nach dem Verlust der Muttersprache ist eine Kommunikation äußerst schwierig.
Kleiner Kinder, die ebenfalls weder Waschbecken noch Waschmaschinen zu besitzen scheinen, trommeln auf Wassereimern um Touristen ein paar Dollars aus der Tasche zu locken. Überall in den Straßen liegen unbenutzte Dinge die eigentlich in einen dafür vorgesehenen Behälter müssten. In den kleinen Gaststätten ist es stockdunkel damit man den Unrat nicht wahrnimmt.
Die Situation in diesem Viertel ist in etwa gleichzusetzen mit den schlimmsten Eigenschaften von Reeperbahn, Neu-Köln, Frankfurter Bahnhofsviertel und Bahnhof Zoo in Berlin.
Eine kurze Zusammenfassung dieses Textes.
So ein abgewracktes, asoziales, verranztes Drecksloch habe ich auf allen meinen Reisen noch nie gesehen.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Zuerst besuchen wir den French Market – eine Art Flohmarkt auf dem es alles gibt was man nicht braucht, bevor wir, nach Aussagen von Reiseführern, uns auf eines der gefährlichsten Unternehmungen hier in New Orleans einlassen. Wir besuchen einen uralten Friedhof.
Auf dem Markt gibt es dann auch allerlei Leckereien.
Vom Froschschenkel über Alligator Burger und Alligator Spießchen bis hin zu Alligator Nuggets kann man hier alles kaufen.
Auch hübsche Souvenirs haben sie hier.
Nach einem Rundgang über den French Market geht es dann weiter zum Friedhof.
Friedhöfe in New Orleans
Wegen der tiefen Lage von New Orleans und dem damit verbundenen sehr feuchten Boden gibt es in der Stadt keine herkömmlichen Friedhöfe, weil Seuchen befürchtet werden. Seit 1830 werden die Toten in Mausoleen beerdigt. Diese „Cities of the Dead“ sind Touristenattraktionen. Die Stadt entwickelte ihre eigene Art der Begräbnisse: Ein traditionelles Jazz Funeral wird von einer Marching Band begleitet, die traurige, auf das Jenseits ausgerichtete Musik auf dem Weg zur Beerdigung hin und fröhliche, weltliche Musik auf dem Weg zurück spielt. Dieses Motiv wird in dem Film „James Bond 007 – Leben und sterben lassen“ aufgegriffen.
Hiermit ist das Ende der zweiten Seite erreicht – weiter geht es auf Seite 3.